Eisenbahntechnische Rundschau | Issue 10/2017
ÖPNV-Gleichspannung für Schnellladung von PKWs
In Oberhausen vernetzen sich die Mobilitätsformen über die Energielieferung. Der öffentliche Nahverkehr könnte die zügige Einführung der gesamten Elektromobilität in Städten fördern, ist Prof. Adolf Müller-Hellmann überzeugt.
1. In Oberhausen werden Elektroautos aus dem Gleichspannungsnetz der Straßenbahn gespeist. Wie kam es dazu? Ich hatte in Vorträgen vorgeschlagen, vorhandene Gleichspannungsinfrastrukturen zur Schnellladung von E-Bussen und Elektroautos zu nutzen, da man zur Schnellladung (mindestens 50kW für PKW und mehr als 200kW bei Bussen) hohe Gleichströme benötigt. Sehr leistungsfähige Gleichspannungsinfrastrukturen sind in Städten mit Nahverkehrsbahnen (Straßenbahnen, Stadtbahnen, U-Bahnen und S-Bahnen in Hamburg und Berlin) vorhanden. Sie verlaufen in der Regel sternförmig von den Stadtkernen bis in die Vororte und erzeugen mit den sogenannten Unterwerken, die in regelmäßigen Abständen (rund 2km) längs den Bahnlinien platziert sind, aus dem dreiphasigen Mittelspannungsnetz die 750V Gleichspannung für das Bahnnetz. Dabei wird diese Infrastruktur insbesondere in den Ästen außerhalb der Innenstadt immer nur dann kurzzeitig genutzt, wenn eine Bahn vorbeifährt. Es gibt also große ungenutzte Zeitfenster, die für das Schnellladen von Bussen und PKWs genutzt werden könnten. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, die Stadtwerke Oberhausen und die Energieversorgung Oberhausen haben diese Idee aufgegriffen und mit Schnellladesäulen für PKWs und zwei Schnellladestationen für Busse in Oberhausen umgesetzt.