SIGNAL+DRAHT | Issue 10/2017
Rollmaterial-Zustandsüberwachung mit Zugkontrolleinrichtungen und RFID
Auf dem Schweizer Schienennetz werden die Fahrzeuge bei Streckengeschwindigkeit mit Zugkontrolleinrichtungen (ZKE) auf sicherheitsrelevante Merkmale überprüft. Damit werden ein hohes Sicherheitsniveau im Bahnverkehr sowie eine hohe Verfügbarkeit der Infrastruktur und des Rollmaterials gewährleistet. Zusätzlich zur Sicherheitsüberwachung der In-frastruktur lassen sich die Messdaten der ZKE auch für die Zustandsüberwachung des Rollmaterials verwenden. Die Nutzung solcher Daten ermöglicht es den Fahrzeughaltern, den Rollmaterialzustand im laufenden Betrieb zu überwachen und bildet eine Basis, um die zukünftige Entwicklung des Rollmaterials zu prognostizieren („predictive maintenance“). Damit kann der optimale Unterhaltszeitpunkt geplant werden und Kosten lassen sich reduzieren. Eine solche Planung ist nur möglich, wenn eine qualitativ gute Datenbasis besteht. Um diese zu erreichen, ist eine eindeutige Identifikation der Fahrzeuge und ihrer Orientierung auf den Schienen zwingend notwendig. Die automatische Fahrzeugidentifikation mit Radio Frequency Identification (RFID) ermöglicht es, die Messwerte fehlerfrei jedem mit einem RFID-Tag versehenem Fahrzeug zuzuordnen. Als Technologie zur Fahrzeugidentifikation etabliert sich europaweit die passive RFID-Technologie gemäß GS1 Guideline „RFID in Rail“ und ISO 18000-6C EPC Class1 Gen2. Die SBB haben entschieden, „RFID in Rail“ flächendeckend einzusetzen und einen Teil dieser Messdaten den zuständigen Fahrzeughaltern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die SBB übernehmen damit als Infrastrukturbetreiber (ISM) eine Pionierrolle und werden so zum Partner für die Rollmaterialzustandsüberwachung.