ETR – Eisenbahntechnische Rundschau | Ausgabe 06/2017
Längsverschweißtes Gleis im engen Bogen — Eine Betrachtung der Gleislagestabilität
Für den Bau von Eisenbahnstrecken werden heute in aller Regel durchgehend verschweißte Schienen im Schotteroberbau oder auf fester Fahrbahn verwendet. Im Gegensatz dazu werden beim so genannten Stoßlückengleis die Schienen nicht durchgehend verschweißt, sondern mit einer Lasche zusammengeschraubt. Der hierbei entstehende Atmungsstoß in der Schiene kann sich bei hohen Temperaturen schließen und bei niedrigen dementsprechend öffnen. Dadurch können die in der Schiene entstehenden Zug- und Druckspannungen verringert werden und die Gefahr einer Gleisverwerfung bei hohen Temperaturen ebenso wie die eines Schienenbruchs bei niedrigen Temperaturen wird reduziert. Das Stoßlückengleis weist allerdings in Bezug auf Fahrkomfort und den Erhaltungsaufwand deutliche Nachteile gegenüber dem durchgehend verschweißten Gleis auf und kommt deswegen bei hoch belasteten Eisenbahnstrecken nur noch in Ausnahmefällen zur Anwendung. Derartige Anwendungsfälle sind neben Strecken in Bergsenkungsgebieten vor allem bei Abschnitten mit engen Gleisbögen zu finden, wie sie unter anderem bei den klassischen Gebirgsbahnen, etwa am Arlberg oder am Semmering anzutreffen sind.